"Cardiazolkur"

1937 wurde in der Haller "Landes- Heil- und Pflegeanstalt" die "Cardiazolkur" an insgesamt 47 an "Schizophrenie" erkrankten PatientInnen erprobt. Bei dieser Therapieform handelte es sich um eine Krampfbehandlung, die 1934 von Ladislas von Meduna (1896-1964) [1] entwickelt worden war. Die Symptome der "Schizophrenie" sollten dabei durch die künstliche Auslösung von Krampfanfällen reduziert werden. Nach dem Bericht von Direktor Dr. Ernst Klebelsberg war diese Therapie in Hall anfangs recht erfolgreich: "Kranke, die [vor der Cardiazolbehandlung] zu keinerlei Arbeit angeregt werden konnten, sich von der Umgebung vollständig abgeschlossen hielten und für die Vorgänge der Außenwelt keinerlei Interesse zeigten, wurden aufgeschlossener und freier und konnten beschäftigt werden und besserten sich soweit, daß sie von Angehörigen in die Familie zurückgebracht wurden."[2] Trotz der therapeutischen "Erfolge" reagierten viele PatientInnen in Hall ablehnend auf die "Cardiazol-Behandlung", da diese mit erheblichen Nebenwirkungen, etwa dem Auftreten von Panik und Angstattacken, einherging. A.G.

  1. Vgl. Heinz Schott/Rainer Tölle, Geschichte der Psychiatrie. Krankheitslehren, Irrwege, Behandlungsformen, München 2006, S. 475.
  2. Bericht der Landes- Heil- und Pflegeanstalt für Geisteskranke in Hall in Tirol für das Jahr 1937, Bibliothek Ferdinandeum, Z. 1447.