Stadlhof

Der Landtag der Gefürsteten Grafschaft Tirol genehmigte am 19. Jänner 1891 die Errichtung einer Besserungsanstalt für gefährdete und schwererziehbare Jugendliche. 1907 wurde auf dem landwirtschaftlichen Gutshof "Stadlhof" (ursprünglich im Besitz des Grafen Josef von Thun) in der Gemeinde Pfatten die "Landwirtschaftliche Erziehungsanstalt Stadlhof" für deutschsprachige, männliche Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahre eröffnet. Das ca. 120 ha große Grundstück sowie das dreistöckige Herrenhaus und die anliegenden Wirtschaftsgebäude wurden für eine solche Nutzung umgebaut.

1924 wurde die Anstalt aufgrund veränderter gesetzlicher Bestimmungen geschlossen und der Gutshof der landwirtschaftlichen Landeslehranstalt von S. Michele angegliedert. 1938 wurde die "Landwirtschaftliche Siedlung für ruhige Geisteskranke" eröffnet und mit 25 Patienten und 15 Patientinnen aus der Provinz Bozen, die im Psychiatrischen Krankenhaus Pergine untergebracht waren, belegt. Die Betreuung oblag dem Personal von Pergine: Ein Mal pro Woche kam der dortige Direktor, und auch die Wärterinnen und Wärter wurden von Pergine in die Anstalt Stadlhof entsandt. Abgesehen von der als Beschäftigungstherapie verstandenen landwirtschaftlichen Arbeit war in Stadlhof keine regelmäßige medizinische Behandlung der Insassen vorgesehen.

Bis zur Auflösung der Anstalten in Italien im Zuge der Psychiatriereform der 1970er Jahre blieb Stadlhof als "Institut für psychiatrische Ergotherapie" die einzige, wenn auch in ihrer Funktion eingeschränkte psychiatrische Einrichtung zur stationären Behandlung in der Provinz Bozen mit einer Aufnahmekapazität von 150 Plätzen. E.T.

Landwirtschaftliche Arbeit als Form der Therapie (Stadlhof 1939). Quelle: Giuseppe Pantozzi, Gli spazi della follia. Storia della psichiatria nel Tirolo e nel Trentino (1830-1942), Trento 1989, Bildteil, Nr. 19.