Im Sommer 1882 wurde die Anstalt in Pergine eröffnet und mit 44 Frauen und 47 Männer aus der
Anstalt Hall belegt. Die restlichen Aufnahmen dieses ersten Anstaltsjahres waren vorrangig Überstellungen aus dem Krankenhaus in Trient und vereinzelt aus dem übrigen Trentino. Zwischen 1882 und 1938 wurden insgesamt 7.674 Männer und 6.368 Frauen ein- oder mehrmals in der Anstalt Pergine aufgenommen. Mit Ausnahme einiger weniger Jahre wurden bis 1938 stets mehr Männer als Frauen aufgenommen. In den Kriegsjahren 1916-1919 nahm die Anstalt nur wenige bis gar keine neuen psychiatrischen PatientInnen auf, da sie zu einem Militärlazarett umfunktioniert worden war. Erst nach Kriegsende 1919 wurde die Anstalt mit 294 Männern und 225 Frauen "neu aufgefüllt". 1939 erreichten die Aufnahmen mit insgesamt 538 PatientInnen einen ersten Höhepunkt.
Das durchschnittliche Alter bei der Einweisung lag bei Männern und Frauen zwischen 30 und 40 Jahren. Die angegebene Religionszugehörigkeit der Aufgenommenen war bis auf vereinzelte Protestanten oder griechisch Orthodoxe einheitlich katholisch. In der Zeit zwischen der Eröffnung der Anstalt und dem Ersten Weltkrieg kamen Dreiviertel der Aufgenommenen vom Land, 10-15% von der Stadt, beim Rest wurde als letzter Aufenthaltsort ein Krankenhaus oder eine andere psychiatrische Anstalt, vereinzelt auch ein Gefängnis angegeben. Der überwiegende Teil (80-90%) der Aufgenommenen wurde in der III., also untersten, Verpflegsklasse versorgt. Für die Kosten von anfänglich 78 kr. bzw. 50 kr. pro Tag musste der/die Kranke selbst, seine/ihre Familie oder die zuständige Gemeinde aufkommen. Im ersten Jahrzehnt verließ ca. ein Drittel der aufgenommenen Männer und Frauen geheilt, gebessert oder ungeheilt die Anstalt, während zwischen 1893 und 1939 fast Dreiviertel der Aufgenommenen das Psychiatrische Krankenhaus wieder verließen, davon knapp mehr als Hälfte geheilt oder zumindest gebessert, der Rest galt als "unheilbar" und zugleich "ungefährlich" und sollte in Versorgungshäusern oder den eigenen Familien gepflegt werden.
Die häufigsten Todesursachen in der Anstalt waren sowohl unter den Frauen als auch unter den Männern die Tuberkulose, die Lungenentzündung und die Herzlähmung in Verbindung mit Altersschwäche. An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert war im Trentino die Pellagra, eine Vitaminmangelerkrankung, die u.a. auch Psychosen und Demenz verursachen kann, weit verbreitet. Ein Viertel aller zwischen 1884 und 1912 vermerkten Diagnosen bezieht sich auf Formen pellagröser Erkrankungen. Während und nach dem Ersten Weltkrieg traten nur noch wenige Einzelfälle auf und die Pellagra verschwand wieder aus den Diagnosebezeichnungen.
E.T.