Die psychiatrische Versorgung in Südtirol in der unmittelbaren Nachkriegszeit

Zu Beginn der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts fand die psychiatrische Versorgung von SüdtirolerInnen zumeist außerhalb der Landesgrenzen statt bzw. die Betreuung erfolgte durch Ärzte, die nur zeitweise nach Südtirol kamen. Die im Zweiten Weltkrieg nach Süddeutschland deportierten PatientInnen verblieben in den dortigen Anstalten, weil der Antrag auf Rückoption zu spät eingereicht wurde bzw. die Unterschriften der gesetzlichen Vormunde fehlten. Erst in den 1970er und 80er Jahren wurden von dort Kontakte mit Südtirol gefördert und gepflegt. Nach Kriegsende wurden SüdtirolerInnen wieder in Pergine behandelt, da es innerhalb der Provinz nach wie vor keine ausreichenden Strukturen (eine Ausnahme war Stadlhof) und kein fachlich qualifiziertes Personal gab. In Bozen und Meran entstanden in den 1950er Jahren erste Zentren für psychiatrische Beratung, die einmal wöchentlich vom Direktor der Anstalt Pergine betreut wurden. Ab 1955 war durch ein Abkommen auch eine Behandlung in Nordtirol möglich. S.M.


Literatur:
  • Giuseppe Pantozzi, Die brennende Frage. Geschichte der Psychiatrie in den Gebieten von Bozen und Trient (1830- 1942), Trient 1989.
  • Verena Moling, Psychiatrische Versorgungsstrukturen in Südtirol: Geschichte, Anspruch und Wirklichkeit. Eine qualitative Studie zur Sichtweise Betroffener, unveröffentlichte Dipl. Innsbruck 1994.
  • Hartmann Hinterhuber, Ermordet und Vergessen. Nationalsozialistische Verbrechen an psychisch Kranken und Behinderten in Nord- und Südtirol, Innsbruck/Wien 1995.